Nachdem ich letztes Jahr für meinen Roman „Evas Spiel“ eine Leserunde organisiert hatte, nahm ich nun zum ersten Mal als Leserin an einer solchen Runde teil. Es hat Spaß gemacht, mit Autor und Mitleser*innen in den Austausch zu treten, so dass ich sicherlich bald wieder an einer ähnlichen Aktion teilnehmen werde. Hier meine Rezension zu „Der letzte Sturm“ von Marco Hasenkopf …
Versteckspiel auf hoher See
Acht psychisch labile Seminarteilnehmer, die im Rahmen eines Stressbewältigungsseminars auf einem Frachtschiff von Hamburg nach New York reisen. Darunter Rosa Bach, eine BKA-Ermittlerin, die – traumatisiert durch ihren letzten, unaufgeklärten Mordfall an einer Kollegin – wieder rehabilitiert werden soll. Zudem ein Seminarleiter, dessen Methoden nach und nach zweifelhafter erscheinen …
Alleine durch dieses Grundsetting gelingt es Marco Hasenkopf, von Anfang an Spannung aufzubauen. Als die Köchin verschwindet und eine Seminarteilnehmerin unter rätselhaften Umständen ums Leben kommt, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Für Rosa steht schnell fest, dass sich ein Mörder an Bord befinden muss. Wer wohl das nächste Opfer sein wird? Und was tun – mitten auf dem Meer, wo es kein Entrinnen gibt? Ein verheerender Sturm erschwert die Lage und es ist unklar, wie viele Passagiere New York überhaupt lebend erreichen werden. Die Parallelen weiterer Todesfälle zum nie geklärten Mordfall an Rosas Kollegin befeuern die Spannung weiter und es wird zunehmend schwerer, zu erahnen, wer der Täter sein könnte, wer das nächste Opfer und welchen Anteil Rosas möglicherweise getrübte Wahrnehmung an der Bewertung der Geschehnisse hat.
Auch wenn der Roman zwischenzeitlich, gerade im ersten Drittel, Längen enthält, schafft es der Autor vor allem gegen Ende, die Spannung durch überraschende Wendungen aufrecht zu erhalten – dramaturgisch korrespondierend mit der sich zuspitzenden Wetterlage und den Naturgewalten, die die Schiffsbesatzung zusätzlich in Atem halten.
Positiv hervorzuheben sind die metaphorische Sprache und die überwiegend gute Charakterisierung der Protagonisten. Nur hier und da ergeben sich Brüche in der Darstellung, die zuweilen irritieren. Am Ende wäre zudem eine stärkere Beleuchtung der Motivation und Hintergründe des Täters wünschenswert.
Wenn man zudem über orthografische Fehler und gelegentlich nicht ganz klar gestaltete Dialoge hinwegsieht: ein gelungener Roman!
Vielen Dank an den dp DIGITAL PUBLISHERS Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Marco Hasenkopf: Der letzte Sturm. Ein Fall für Rosa Bach. | dp Verlag | 14.05.2020 | 488 S. | E-Book | ISBN: 978-3-96817-069-5
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Viola (Dienstag, 30 Juni 2020 22:57)
Tolle Rezension. Hört sich nach einem tollen Buch an!
Verena Schindler (Sonntag, 05 Juli 2020 18:04)
Vielen Dank! Ja, ich kann es wirklich empfehlen ...