Was, wenn man der eigenen Erinnerung nicht mehr trauen kann? Darum geht es im psychologischen Thriller „Ausgelöscht“ von Theresa Prammer. Es war mein erstes Werk der österreichischen Autorin, die mich auch als künftige Leserin gewinnen konnte. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Wenn man der eigenen Erinnerung nicht mehr trauen kann …
Zwei Frauen werden vermisst. Drei Wochen später tauchen sie wieder auf – eine in Berlin, eine in Wien. Seltsamerweise teilen beide identische Erinnerungen an die zuvor stattgefundenen Entführungen und glauben beispielsweise, nur zwei Tage weg gewesen zu sein. Wie hängen die beiden Fälle miteinander zusammen? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel und holen sich Unterstützung von Erinnerungsforscherin Lea Goldberg und Psychiaterin Barbara Kirsch – beide Expertinnen in ihrem Gebiet. Allerdings eskaliert die Lage und eine atemberaubende Jagd beginnt.
Theresa Prammer versteht es, von Anfang an Spannung aufzubauen. Schnell wird klar, dass es auch persönliche Verbindungen der Opfer zu Lea Goldberg zu scheinen gibt und sie womöglich selbst in Gefahr schwebt. Geschickt flicht die Autorin nach und nach weitere Details aus den Erzählungen der Opfer sowie der Vergangenheit der Erinnerungsforscherin ein. Kontinuierlich werden neue Aspekte aufgedeckt, Puzzlestücke zusammengefügt und dennoch bleibt es spannend bis zum Schluss und die Auflösung kommt letztendlich überraschend.
Spannung von Anfang bis Ende
Während Protagonistin Lea Goldberg die Haupthandlung aus der Ich-Perspektive erzählt, gibt es parallel im Wechsel Rückblicke, die von „Damals“ berichten. Erst am Ende wird aufgelöst, wer hier berichtet und wie die Handlung der Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenhängt.
Figuren mit psychologischer Tiefe
Gerade durch den Blick auf die Vergangenheit legt die Autorin einen Fokus auf das Psychologische der Figuren. Auch Lea Goldberg hat ihre eigene Geschichte: Nach einem Fehlurteil durch sie ein Jahr zuvor wurde ein Angeklagter freigelassen und beging anschließend einen Mord. Die Erinnerungsforscherin leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, muss Benzodiazepine nehmen und ist arbeitsunfähig – bis der Wiener Ermittler ihre Hilfe in den Entführungsfällen anfordert.
Fazit
Durch ihren eingängigen Schreibstil, die sorgfältig gezeichneten Figuren, die durch und durch spannende Handlung und nicht zuletzt das äußerst interessante Thema der Erinnerungsmanipulation schafft Theresa Prammer ein einzigartiges Lesevergnügen. Wer psychologische Thriller mag, wird nicht enttäuscht werden. Klare Leseempfehlung!
Vielen Dank an den Insel Verlag und Lovelybooks für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Theresa Prammer: Ausgelöscht. | Insel Verlag | 2023 | 351 S. | Taschenbuch | ISBN: 978-3-458-68304-9
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